 
 © Martin Häußermann
 Und Bergfexe finden dort den einzigen Achttausender Europas, den auch Reinhold Messner gemeistert hat. Als Basislager dienen am besten ein Caravan oder Reisemobil.
 
 Ja, auch in Europa gibt es einen Achttausender. Dazu muss man nicht erst nach Tibet fliegen, es reicht eine Fahrt
                           über den Brenner. Als seinen 15. Achttausender bezeichnet der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner das von ihm initiierte,
                           aufgebaute und kuratierte Messner Mountain Museum, kurz MMM. An sechs ganz besonderen und immer hoch gelegenen Orten hat Messner
                           sechs Museen gegründet, die sich jedes mit einem speziellen Zugang dem Thema Berg widmen.
 
Wir sind auf
                           dem mittelalterlichen Schloss Bruneck, einem ehemaligen Bischofssitz, das nun das MMM Ripa beherbergt. Ripa ist ein Kunstwort,
                           das sich aus den tibetischen Worten Ri (Berg) und Pa (Mensch) zusammensetzt. Und genau darum geht es, wie uns der Museumsgründer
                           in einem Video erklärt: „Hier geht es um den Bergmenschen. Ich will in diesem Museum zeigen, wie der Mensch in den Bergen
                           zurechtkommt, was er in den Bergen lernen kann und auch, welche Emotionen in den Bergen entstehen.“ Gleich zu Anfang der Ausstellung
                           betreten wir einen Raum, in dem mehrere Zelte aufgebaut sind. Da findet sich ebenso ein Biwakzelt, das Messner bei einem seiner
                           Gipfelstürme nutzte, so auch ein bunt besticktes Steilwandzelt, in dem tibetische Nomaden hausten.
 
Und
                           irgendwie sind wir ja auch Nomaden, sind ständig unterwegs und schlagen an schönen Orten unser Quartier auf. In diesem Fall
                           ist unser Basislager der Ansitz Camping Wildberg in St. Lorenzen, wo wir für einige Tage heimisch werden. Dort steht unser
                           Reisemobil, in dem wir unsere Fahrräder mitgebracht haben. Die dienen uns als Vehikel für unsere erste Entdeckungsfahrt. Auf
                           einem Radweg erreichen wir ohne Mühe die Stadt Bruneck, rollen gemütlich durch die Fußgängerzone, um dann den steilen Anstieg
                           zum Schloss in Angriff zu nehmen.
 
Schloss Bruneck wird im Jahr 1250 vom Brixner Fürstbischof Bruno von
                           Kirchberg erbaut und 1271 erstmals als „Castrum Bruneke“ urkundlich erwähnt. 1825 pachtet die Stadt das Schloss, das als Kaserne
                           und Gerichtsgefängnis dient, jedoch zusehends verfällt – bis Fürstbischof Simon Aichner die Burg gründlich saniert. Ab 1969
                           werden die Räumlichkeiten der Burg als Klassenzimmer genutzt. Im Jahr 2004 kauft die Stiftung Südtiroler Sparkasse den mittelalterlichen
                           Bau und überlässt die Nutzung der Stadtgemeinde Bruneck und damit auch Reinhold Messner, dessen Museen längst zu Publikumsmagneten
                           geworden sind.
Im Pustertal kann man nicht nur Fahrrad fahren und
                           wandern, sondern erfährt auch etwas über eines der ältesten Materialien für das, was
                           heute als
Funktionsbekleidung bezeichnet wird. Die Lodenwelt in Vintl,
                           gleich am Eingang des Pustertals, verkauft nicht nur Lodenbekleidung, dort erfährt
                           man
auch etwas über die Geschichte des Stoffes. Seiner Geschichte,
                           den einzelnen Phasen seiner Produktion und seiner Verwendung widmet sich ein
                           interaktives Museum. Der oft grüne, braune oder graue filzähnliche Loden wurde ursprünglich von den Südtiroler Bergbauern
                           hergestellt, um daraus warme, wasserabweisende Winterbekleidung zu fertigen. Das Material war nicht nur warm, sondern auch
                           strapazierfähig und kostete vergleichsweise wenig.
Schließlich fanden Kaiser Franz Josef und sein Gefolge Gefallen an dem Stoff und machten ihn in allen Gesellschaftsschichten salonfähig. Das gilt
übrigens bis heute. So rühmt sich die Tuchfabrik Mössmer in Bruneck damit, der amerikanischen First-Lady Michelle Obama
                           Lodenstoff geliefert zu haben, die daraus ein schickes Kleidungsstück schneidern ließ. 
Traditionen, Bräuche und Rituale sind in Südtirol hohe Güter, nicht von ungefähr wirken Region und Bewohner so authentisch. Aber Traditionspflege ist hier alles andere als trocken und verstaubt. Altes und Neues finden oft kongenial zusammen, wie folgendes Beispiel zeigt. Aus der 400 Jahre alten Grödner Schnitzkunst schaffte die 1994 gegründete Holzkünstlervereinigung Unika den Sprung ins Zeitgenössische. Der Name ist Programm, denn die Unika zeigt ausschließlich handgefertigte Unikate, deren Einzigartigkeit durch die Handelskammer Bozen zertifiziert ist. Auf der einmal jährlich im Herbst stattfindenden gleichnamigen Skulpturenmesse stehen die Präsentation fertiger Werke und die Live-Demonstration von Holzkünstlern gleichberechtigt nebeneinander. Das Spektrum reicht von traditionellem Kunsthandwerk bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Dazu gehört auch der überdimensionale Holzkopf, der auf der Ausstellung 2011 für Aufsehen sorgte. Das sechs Meter hohe Gemeinschaftswerk der Unika-Mitglieder mit dem Titel „Movemënt“ besteht aus 50 Einzelteilen, die wie ein dreidimensionales Puzzle zusammengesetzt werden, und heute in St. Christina von der Straße aus sichtbar aufgestellt ist.
 
Traditionen, Bräuche und Rituale sind in Südtirol hohe Güter, nicht von ungefähr wirken Region und Bewohner so authentisch. Aber Traditionspflege ist hier alles andere als trocken und verstaubt. Altes und Neues finden oft kongenial zusammen, wie folgendes Beispiel zeigt. Aus der 400 Jahre alten Grödner Schnitzkunst schaffte die 1994 gegründete Holzkünstlervereinigung Unika den Sprung ins Zeitgenössische. Der Name ist Programm, denn die Unika zeigt ausschließlich handgefertigte Unikate, deren Einzigartigkeit durch die Handelskammer Bozen zertifiziert ist. Auf der einmal jährlich im Herbst stattfindenden gleichnamigen Skulpturenmesse stehen die Präsentation fertiger Werke und die Live-Demonstration von Holzkünstlern gleichberechtigt nebeneinander. Das Spektrum reicht von traditionellem Kunsthandwerk bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Dazu gehört auch der überdimensionale Holzkopf, der auf der Ausstellung 2011 für Aufsehen sorgte. Das sechs Meter hohe Gemeinschaftswerk der Unika-Mitglieder mit dem Titel „Movemënt“ besteht aus 50 Einzelteilen, die wie ein dreidimensionales Puzzle zusammengesetzt werden, und heute in St. Christina von der Straße aus sichtbar aufgestellt ist.
Aber auch in der bäuerlichen Welt
                           gilt es, das Alte zu bewahren und mit Modernem zu verbinden. So hilft der Südtiroler Bauernbund bedürftigen Bergbauernhöfen
                           mit dem Projekt „Freiwillige Arbeitseinsätze“. Auf 1.500 bis 2.000 Metern Höhe gelegen, werden
                           die Höfe unter schwersten Bedingungen bewirtschaftet. Ihre Hänge sind zum Teil so steil, dass Mähdrescher und Traktoren die
                           menschliche Arbeitskraft nicht ersetzen können. Bäuerlicher Alltag wird so zu einem alternativen und vor allem nachhaltigen
                           Urlaubserlebnis für den Großstädter. Rund 70 Prozent der freiwilligen Helfer kommen aus dem deutschsprachigen Ausland und
                           die meisten von ihnen übrigens immer wieder.
 
Kultur ist immer auch Sprache. In der nördlichsten
                           Provinz Italiens sprechen die rund 500.000 dort lebenden Menschen meist mindestens zwei Sprachen, was auch schon auf Schildern
                           zu sehen ist, auf denen immer der deutsche und der italienische Städte- oder Straßenname
                           steht. Schon die Kinder wachsen mit diesen beiden Sprachen auf und lernen diese
                           auch in der Schule. In Bozen überwiegt mit 70 Prozent das Italienische, in Brixen
                           hingegen mit gleichem Anteil das Deutsche – und in Meran sind beide Sprachgruppen
                           gleich stark vertreten. 18.000 Südtiroler sprechen sogar noch Ladinisch, eine über 2000 Jahre alte rätoromanische Sprache,
                           die vor allem in den Dolomitenregionen Alta Badia und Grödnertal gesprochen wird. Hinzu kommen über 40 unterschiedliche Dialekte,
                           die sogar für Kurznachrichten auf dem Handy oder private E-Mails verwendet werden. Allen gemein ist die enge Verbundenheit
                           zu ihrer Region und ein gewisser Stolz auf ihre Lebensart: Vom Studenten der Freien Universität Bozen, der ersten dreisprachigen
                           Universität in Europa, bis zum Inhaber einem der meist familiengeführten gut 40 Campingplätzen.
 
Rund
                           300 Sonnentage im Jahr sind nicht nur für viele Caravaning-Fans eine nachhaltige Empfehlung, sie helfen auch dabei, dass in
                           Südtirol wunderbare Weine entstehen. Oft in Lagen, von denen man einen direkten Blick auf Südtiroler Gletscher und Gipfel
                           hat. Das darf man durchaus als Symbol für die vielen vinologischen und kulinarischen Gipfelsiege verstehen, die die Südtiroler
                           in den vergangenen Jahren gefeiert haben. In Alta Badia hat der „Aufstieg mit Genuss“ bereits Tradition. Ausgewählte Berghütten
                           erweitern mit Gerichten aus der Sterneküche das Naturerlebnis Dolomiten um eine genussvolle alpin-mediterrane Komponente –
                           vom Gourmet-Picknick bis zum Kochkurs für ladinische Küche. Es muss ja nicht immer ein Achttausender sein.
Von
                           Martin Häußermann
Fotos: Martin Häußermann
Anreise
Aus dem Osten Österreichs bietet sich die Anreise
                           über die B 100 und die italienische SS 49 nach Bruneck an. Etwas schneller geht es aber für die meisten über die mautpflichtige
                           Brennerautobahn. Um die Mautstation am Brenner zügig zu passieren, kann man vorab die Videomaut bezahlen und dann die Station
                           durch entsprechend gekennzeichnete Schranken schneller passieren. Genaue Informationen dazu finden Sie auf der Homepage (www.asfinag.at/maut/sonder-und-videomaut).
 
Weiter
                           geht es auf der ebenfalls mautpflichtigen italienischen Autobahn A22 bis zur Ausfahrt Sterzing und dann weiter auf durchs
                           nördliche Eisacktal auf der Bundesstraße SS12. Wer direkt ins Pustertal will, wählt die Autobahnausfahrt Brixen/Vahrn.
Messner Mountain Museum Büro, c/o MMM Firmian Sigmundskronerstr. 53, I – 39100 Bozen
Tel. +39 0471 63 12 64, Fax +39 0471 63 38 84
Tel. +39 0471 63 12 64, Fax +39 0471 63 38 84
info@messner-mountain-museum.it
Camping
Ansitz Camping Wildberg,
                           Familie Steinkasserer
Dorfstraße 9, I-39030 St. Lorenzen, Südtirol, Pustertal
Tel. +39 0474 47 40 80, Fax +39 0474 47 46 26
www.campingwildberg.com
Dorfstraße 9, I-39030 St. Lorenzen, Südtirol, Pustertal
Tel. +39 0474 47 40 80, Fax +39 0474 47 46 26
www.campingwildberg.com
 
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
                            
  
 