Und Bergfexe
finden dort den einzigen Achttausender Europas, den auch Reinhold Messner gemeistert
hat. Als Basislager dienen am besten ein Caravan oder Reisemobil.
Ja, auch in Europa gibt es einen
Achttausender. Dazu muss man nicht erst nach Tibet fliegen, es reicht eine Fahrt über den Brenner. Als seinen 15. Achttausender
bezeichnet der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner das von ihm initiierte, aufgebaute und kuratierte Messner Mountain
Museum, kurz MMM. An sechs ganz besonderen und immer hoch gelegenen Orten hat Messner sechs Museen gegründet, die sich jedes
mit einem speziellen Zugang dem Thema Berg widmen.
Wir sind auf dem mittelalterlichen Schloss Bruneck,
einem ehemaligen Bischofssitz, das nun das MMM Ripa beherbergt. Ripa ist ein Kunstwort, das sich aus den tibetischen Worten
Ri (Berg) und Pa (Mensch) zusammensetzt. Und genau darum geht es, wie uns der Museumsgründer in einem Video erklärt: „Hier
geht es um den Bergmenschen. Ich will in diesem Museum zeigen, wie der Mensch in den Bergen zurechtkommt, was er in den Bergen
lernen kann und auch, welche Emotionen in den Bergen entstehen.“ Gleich zu Anfang der Ausstellung betreten wir einen Raum,
in dem mehrere Zelte aufgebaut sind. Da findet sich ebenso ein Biwakzelt, das Messner bei einem seiner Gipfelstürme nutzte,
so auch ein bunt besticktes Steilwandzelt, in dem tibetische Nomaden hausten.
Und irgendwie sind wir
ja auch Nomaden, sind ständig unterwegs und schlagen an schönen Orten unser Quartier auf. In diesem Fall ist unser Basislager
der Ansitz Camping Wildberg in St. Lorenzen, wo wir für einige Tage heimisch werden. Dort steht unser Reisemobil, in dem wir
unsere Fahrräder mitgebracht haben. Die dienen uns als Vehikel für unsere erste Entdeckungsfahrt. Auf einem Radweg erreichen
wir ohne Mühe die Stadt Bruneck, rollen gemütlich durch die Fußgängerzone, um dann den steilen Anstieg zum Schloss in Angriff
zu nehmen.
Schloss Bruneck wird im Jahr 1250 vom Brixner Fürstbischof Bruno von Kirchberg erbaut und
1271 erstmals als „Castrum Bruneke“ urkundlich erwähnt. 1825 pachtet die Stadt das Schloss, das als Kaserne und Gerichtsgefängnis
dient, jedoch zusehends verfällt – bis Fürstbischof Simon Aichner die Burg gründlich saniert. Ab 1969 werden die Räumlichkeiten
der Burg als Klassenzimmer genutzt. Im Jahr 2004 kauft die Stiftung Südtiroler Sparkasse den mittelalterlichen Bau und überlässt
die Nutzung der Stadtgemeinde Bruneck und damit auch Reinhold Messner, dessen Museen längst zu Publikumsmagneten geworden
sind.
Im Pustertal kann man nicht nur Fahrrad fahren und wandern, sondern erfährt auch etwas über eines der ältesten Materialien für das, was heute als
Funktionsbekleidung bezeichnet
wird. Die Lodenwelt in Vintl, gleich am Eingang des Pustertals, verkauft nicht nur Lodenbekleidung, dort erfährt man
auch etwas über die Geschichte des
Stoffes. Seiner Geschichte, den einzelnen Phasen seiner Produktion und seiner Verwendung widmet sich ein interaktives Museum.
Der oft grüne, braune oder graue filzähnliche Loden wurde ursprünglich von den Südtiroler Bergbauern hergestellt, um daraus warme,
wasserabweisende Winterbekleidung zu fertigen. Das Material war nicht nur warm,
sondern auch strapazierfähig und kostete vergleichsweise wenig.
Schließlich fanden Kaiser Franz Josef und sein Gefolge Gefallen an dem Stoff und machten ihn in allen Gesellschaftsschichten salonfähig. Das gilt
übrigens
bis heute. So rühmt sich die Tuchfabrik Mössmer in Bruneck damit, der amerikanischen First-Lady Michelle Obama Lodenstoff geliefert zu
haben, die daraus ein schickes Kleidungsstück schneidern ließ.
Traditionen, Bräuche und Rituale sind in Südtirol hohe Güter, nicht von ungefähr wirken Region und Bewohner so authentisch. Aber Traditionspflege ist hier alles andere als trocken und verstaubt. Altes und Neues finden oft kongenial zusammen, wie folgendes Beispiel zeigt. Aus der 400 Jahre alten Grödner Schnitzkunst schaffte die 1994 gegründete Holzkünstlervereinigung Unika den Sprung ins Zeitgenössische. Der Name ist Programm, denn die Unika zeigt ausschließlich handgefertigte Unikate, deren Einzigartigkeit durch die Handelskammer Bozen zertifiziert ist. Auf der einmal jährlich im Herbst stattfindenden gleichnamigen Skulpturenmesse stehen die Präsentation fertiger Werke und die Live-Demonstration von Holzkünstlern gleichberechtigt nebeneinander. Das Spektrum reicht von traditionellem Kunsthandwerk bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Dazu gehört auch der überdimensionale Holzkopf, der auf der Ausstellung 2011 für Aufsehen sorgte. Das sechs Meter hohe Gemeinschaftswerk der Unika-Mitglieder mit dem Titel „Movemënt“ besteht aus 50 Einzelteilen, die wie ein dreidimensionales Puzzle zusammengesetzt werden, und heute in St. Christina von der Straße aus sichtbar aufgestellt ist.
Traditionen, Bräuche und Rituale sind in Südtirol hohe Güter, nicht von ungefähr wirken Region und Bewohner so authentisch. Aber Traditionspflege ist hier alles andere als trocken und verstaubt. Altes und Neues finden oft kongenial zusammen, wie folgendes Beispiel zeigt. Aus der 400 Jahre alten Grödner Schnitzkunst schaffte die 1994 gegründete Holzkünstlervereinigung Unika den Sprung ins Zeitgenössische. Der Name ist Programm, denn die Unika zeigt ausschließlich handgefertigte Unikate, deren Einzigartigkeit durch die Handelskammer Bozen zertifiziert ist. Auf der einmal jährlich im Herbst stattfindenden gleichnamigen Skulpturenmesse stehen die Präsentation fertiger Werke und die Live-Demonstration von Holzkünstlern gleichberechtigt nebeneinander. Das Spektrum reicht von traditionellem Kunsthandwerk bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Dazu gehört auch der überdimensionale Holzkopf, der auf der Ausstellung 2011 für Aufsehen sorgte. Das sechs Meter hohe Gemeinschaftswerk der Unika-Mitglieder mit dem Titel „Movemënt“ besteht aus 50 Einzelteilen, die wie ein dreidimensionales Puzzle zusammengesetzt werden, und heute in St. Christina von der Straße aus sichtbar aufgestellt ist.
Aber auch in der bäuerlichen Welt gilt es, das Alte zu bewahren und mit Modernem zu verbinden.
So hilft der Südtiroler Bauernbund bedürftigen Bergbauernhöfen mit dem Projekt „Freiwillige
Arbeitseinsätze“. Auf 1.500 bis 2.000 Metern Höhe gelegen, werden die Höfe unter schwersten Bedingungen bewirtschaftet. Ihre
Hänge sind zum Teil so steil, dass Mähdrescher und Traktoren die menschliche Arbeitskraft nicht ersetzen können. Bäuerlicher
Alltag wird so zu einem alternativen und vor allem nachhaltigen Urlaubserlebnis für den Großstädter. Rund 70 Prozent der freiwilligen
Helfer kommen aus dem deutschsprachigen Ausland und die meisten von ihnen übrigens immer wieder.
Kultur
ist immer auch Sprache. In der nördlichsten Provinz Italiens sprechen die rund 500.000 dort lebenden Menschen meist mindestens
zwei Sprachen, was auch schon auf Schildern zu sehen ist, auf denen immer der deutsche
und der italienische Städte- oder Straßenname steht. Schon die Kinder wachsen mit diesen beiden Sprachen auf und lernen diese auch in der Schule. In Bozen überwiegt
mit 70 Prozent das Italienische, in Brixen hingegen mit gleichem Anteil das Deutsche – und in Meran sind beide Sprachgruppen gleich stark vertreten. 18.000 Südtiroler sprechen sogar noch Ladinisch, eine
über 2000 Jahre alte rätoromanische Sprache, die vor allem in den Dolomitenregionen Alta Badia und Grödnertal gesprochen wird.
Hinzu kommen über 40 unterschiedliche Dialekte, die sogar für Kurznachrichten auf dem Handy oder private E-Mails verwendet
werden. Allen gemein ist die enge Verbundenheit zu ihrer Region und ein gewisser Stolz auf ihre Lebensart: Vom Studenten der
Freien Universität Bozen, der ersten dreisprachigen Universität in Europa, bis zum Inhaber einem der meist familiengeführten
gut 40 Campingplätzen.
Rund 300 Sonnentage im Jahr sind nicht nur für viele Caravaning-Fans eine
nachhaltige Empfehlung, sie helfen auch dabei, dass in Südtirol wunderbare Weine entstehen. Oft in Lagen, von denen man einen
direkten Blick auf Südtiroler Gletscher und Gipfel hat. Das darf man durchaus als Symbol für die vielen vinologischen und
kulinarischen Gipfelsiege verstehen, die die Südtiroler in den vergangenen Jahren gefeiert haben. In Alta Badia hat der „Aufstieg
mit Genuss“ bereits Tradition. Ausgewählte Berghütten erweitern mit Gerichten aus der Sterneküche das Naturerlebnis Dolomiten
um eine genussvolle alpin-mediterrane Komponente – vom Gourmet-Picknick bis zum Kochkurs für ladinische Küche. Es muss ja
nicht immer ein Achttausender sein.
Von Martin Häußermann
Fotos: Martin Häußermann
Anreise
Aus
dem Osten Österreichs bietet sich die Anreise über die B 100 und die italienische SS 49 nach Bruneck an. Etwas schneller geht
es aber für die meisten über die mautpflichtige Brennerautobahn. Um die Mautstation am Brenner zügig zu passieren, kann man
vorab die Videomaut bezahlen und dann die Station durch entsprechend gekennzeichnete Schranken schneller passieren. Genaue
Informationen dazu finden Sie auf der Homepage (www.asfinag.at/maut/sonder-und-videomaut).
Weiter geht es auf der ebenfalls mautpflichtigen italienischen Autobahn A22 bis zur Ausfahrt Sterzing und
dann weiter auf durchs nördliche Eisacktal auf der Bundesstraße SS12. Wer direkt ins Pustertal will, wählt die Autobahnausfahrt
Brixen/Vahrn.
Messner Mountain Museum Büro, c/o MMM Firmian Sigmundskronerstr. 53, I – 39100 Bozen
Tel. +39 0471 63 12 64, Fax +39 0471 63 38 84
Tel. +39 0471 63 12 64, Fax +39 0471 63 38 84
info@messner-mountain-museum.it
Camping
Ansitz
Camping Wildberg, Familie Steinkasserer
Dorfstraße 9, I-39030 St. Lorenzen, Südtirol, Pustertal
Tel. +39 0474 47 40 80, Fax +39 0474 47 46 26
www.campingwildberg.com
Dorfstraße 9, I-39030 St. Lorenzen, Südtirol, Pustertal
Tel. +39 0474 47 40 80, Fax +39 0474 47 46 26
www.campingwildberg.com