Dachzelt

Alle Infos zum Schlafzimmer im ersten Stock
© Pixabay, A_Herwartz
Wofür taugt ein Dachzelt? Welche Varianten gibt es? Was sind die Vor- und Nachteile? Wie funktioniert die Montage? Welches Auto passt? Welchen Dachträger benötigt man? Was darf das Dachzelt kosten? Der ÖCC liefert die Antworten auf diese Fragen.
Das Dachzelt gibt es seit 60 Jahren. Es wurde in Italien erfunden, als der Tourismus zu boomen begann und wird bis heute fast unverändert gebaut. Wenngleich die Vorteile eines Dachzeltes für Abenteurer, Entdeckungsreisende und Globetrotter auf der Hand liegen und das Dachzelt für diese Zielgruppe oft die einzig sinnvolle Alternative ist, ist heute doch die Mehrheit der Käufer Menschen wie Du und ich. Viele haben das Dachzelt den ganzen Sommer oder gar das ganze Jahre am Auto und nutzen es für den Wochenend-Trip genauso wie für den mehrwöchigen Sommerurlaub. 

Vorteile

Für Abenteuer- und Fernreisen in Länder mit schlechten Straßen oder Pisten ist das Dachzelt oft die einzig leistbare Alternative. Ein geländegängiges, allradbetriebenes Wohnmobil, ein Unimog oder ein LKW mit Aufbau wäre ebenfalls geeignet, ist aber sündteuer und auch oft zu groß – egal ob für schmale Straßen oder zum Verschiffen im Frachtcontainer.   Seit Jahrzehnten bewährt für derartige Reisen sind Geländewagen. In diesen kann man auch (beengt) schlafen oder man kann ein Zelt mitnehmen und es jeden Tag aufstellen. Ein Zelt am Boden kann in bestimmten Ländern aufgrund von gefährlichen Tieren allerdings die falsche Wahl sein. Ein kleiner wendiger Zeltanhänger kann eine Alternative sein, dennoch ist man damit weniger flexibel als mit einem PKW ohne Anhänger.

Man kann den Geländewagen mit einem Hubdach umbauen, sodass darin beim Nächtigen mehr Platz entsteht. Diese Variante kommt dem Dachzelt schon ganz nahe, aber ist weit kostspieliger. Bei all diesen Überlegungen kommt man immer wieder zurück zum Dachzelt. Es ist in zwei Minuten zum Schlafen vorbereitet und genau so schnell wieder für die Weiterfahrt verschlossen. Ein Dachzelt fasst meist auch zusätzliches Gepäck, zumindest kann man die Bettwäsche gleich drinnen lassen und braucht nichts umzuräumen. Bei vielen Schalenmodellen kann man zusätzliche Last auf dem Dachzelt transportieren, wie etwa Reservereifen oder Kanu. Ein Dachzelt ist auch dort gut, wo man herkömmliche Zelte wegen unebenem, steinigem oder nassem Untergrund nicht aufstellen kann.

Das Dachzelt hat gleichzeitig fast alle Vorteile eines herkömmlichen Zeltes und ist deshalb auch für Urlauber wie Du und ich die günstigere Alternative zum Wohnmobil oder Wohnwagen. Heute sind die meisten Käufer von Dachzelten ganz normale Urlauber, die es etwas bequemer als in einem herkömmlichen Zelt haben wollen. Schon alleine der Abenteuer-Charakter eines Dachzeltes hat seinen Reiz – auch wenn man dann damit auf den Campingplatz nach Italien fährt. Ein Dachzelt kann auch nach dem feucht-fröhlichen Heurigen-Besuch sehr nützlich sein: Einfach hochklappen, schlafen gehen und morgens frisch und munter heim fahren. 

Nachteile

Ein Dachzelt kostet mehr als ein herkömmliches Zelt. Es wiegt auch mehr, nämlich zwischen 40 und 70 Kilogramm. Das Heben auf das Autodach des hohen Geländewagens schafft man dann zu zweit vielleicht nicht mehr, dazu sind meist mehrerer Personen nötig. Die meisten Dachzelte sind zwischen 130 und 160 Zentimeter breit. Und wenn sie im Winter nicht am Auto sind, müssen sie anderswo gelagert werden: Am besten mit einem Seilzug an der Garagendecke  (im Idealfall gleich mit dem montierten Lastenträger - sofern man diese nicht für die Ski-Box braucht). 

Jedenfalls muss das Gewicht des Dachzeltes für das Auto geeignet sein. Man muss prüfen, ob das Gewicht mit Dachzelt und Dachträger sowie Gepäck und Personen das maximale Fahrzeuggewicht nicht überschreitet.  Außerdem muss die maximal zulässige Dachlast des PKW beachtet werden. 
Der Treibstoffverbrauch steigt durch das Dachzelt etwas an. Und das Fahrverhalten kann sich leicht ändern, da der Schwerpunkt des Fahrzeuges ein Stück hinauf wandert. Durch die größere Fahrzeughöhe können Fähren teurer sein, als ohne Dachzelt oder Dachbox.

Kosten

Ein Dachzelt in guter Qualität kostet zwischen 1.500,- und 3.500,- Euro. Natürlich gibt es auch weit teurere Varianten für den harten Einsatz bei extremen Bedingungen. Das sind dann meist Hartschalen-Zelte, die nicht aus GFK sondern aus Carbon gefertigt sind. 

Der Gebrauchtmarkt ist dürftig. Bei richtiger Pflege und Verwendung halten die Dinger oft ein Leben lang. Und wenn man sich entschließt, dein Dachzelt anzuschaffen, gibt man es nicht so schnell wieder her. Wenn gebraucht, dann sorgfältig auf den Zustand achten. Ein Dachzelt  darf wie ein herkömmliches Zelt keinesfalls in feuchtem Zustand gelagert werden. Muss man nach einer feuchten Nacht gleich weiter, dann das Zelt bei nächster Gelegenheit öffnen und trocknen lassen!

Varianten

Prinzipiell gibt es zwei Systeme: Schalenmodell und Stoffzelte. Die Schalenmodelle sind einer Dachbox oder Skibox ähnlich, bloss größer, stabiler und schwerer. Die untere Schale ist der Boden, die obere Schale das Dach. Innen ist die Matraze und der Zeltstoff, der in geöffnetem Zustand die seitliche Außenhaut darstellt. Zum Öffnen gibt es zwei Varianten: Das Öffnen bzw. Hochdrücken der oberen Schale erledigen zwei oder vier Gasdruck-Dämpfer (wie bei einer Heckklappe des Autos) oder es wird per Hand hochgekurbelt. 
 
Die Stoffzelte sind in geschlossenem Zustand mit einer Plane gegen Nässe und Schmutz geschützt und werden bei Gebrauch auf unterschiedlichste Weise aufgeklappt. Auf alle Varianten steigt man mit einer Leiter hoch. Diese wird bei Fahrt im Dachzelt verstaut. 

Zubehör

Oft sind Lampen für die 12 Volt Steckdose des Fahrzeuges gleich dabei. Es gibt allerlei nützliches Zubehör wie Sonnensegel, Vorzelte oder Thermohauben für den Winter. 

Wenn man das Zelt vom Autodach nehmen und am Boden schlafen will, montiert man einfach Bodenstandfüße dazu.

© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Das Hochheben auf das Autodach ist zu zweit schwierig, das schafft man besser zu viert.
© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Die Beschläge für die Montage am Lastenträger werden mitgeliefert. Nur ein Schraubenschlüssel ist notwendig.
© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Die Beschläge werden in eine Führungsschiene am Zeltboden eingeschoben.
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Montage Dachzelt
Mittels den Beschlägen wird das Zelt am Lastenträger angeschraubt. Mit etwas Geduld un Gefühl ist das kein Problem.
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Montage Dachzelt
Zum Öffnen wird das Scharnier entriegelt, das die obere und untere Hartschale bei Fahrt oder Nichtgebrauch zusammen hält.
© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Alles andere geht wie von alleine: Zwei Gasdruckdämpfer sorgen dafür, dass sich das Zelt alleine hochklappt,
© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Beim Schließen zieht man einfach an einer Schnur. Der Zeltstoff soll gut in der Schale sitzen und nicht eingeklemmt sein.
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Montage Dachzelt
Auf einem hohen Geländewagen ist die Montage etwas aufwendiger als bei einem normalen PKW.
© Anton Sima, ÖCC
Montage Dachzelt
Das Bettzeug und die Leiter können während der Fahrt einfach im Zelt verstaut werden.

Montage

Die meisten Fahrzeuge sind für die Montage eines Dachzeltes geeignet – ausgenommen Cabrios und Sportwagen. Im Vorfeld muss man sich über Einsatzbereich, Fahrzeugspezifikation, Dachlast, und verschiedene andere Dinge im Klaren sein. Danach richtet sich das geeignete Zelt, die Grundträger und Montage. Oft reichen zwei standardmäßige Vier-kant-Querträger. Bei besonders großen Dachzelten oder bei Reisen auf sehr schlechten Straßen können drei oder vier Grundträger notwendig werden. In jedem Fall ist auf den richtigen Abstand der Querträger zu achten. Dann ist es denkbar einfach und funktioniert ähnlich wie bei einer Skibox mit vier Beschlägen (C-Profilen und Klammern), die das Dachzelt am Lastenträger des Fahrzeuges fixieren. Bohren am Träger oder Zeltboden ist nicht notwendig. Beim ersten Mal braucht man vielleicht eine Stunde, wenn man Übung hat nur mehr 15 Minuten.  

Text und Fotos: Anton Sima
Bezugsquelle: Campingwelt Outdoor & Freizeit GmbH, www.campingwelt.at



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