Unter Beduinen in Jordanien

Mit dem Zelt durch die jordanische Wüste nach Petra.
Eigentlich wollte ich nur Petra besuchen, als ich meinen Flug nach Jordanien buchte. Fünf Monate später stehe ich mit einem 80-Liter-Rucksack, meinem Zelt und einem Schlafsack am Flughafen Amman. Ich habe beschlossen allein einen Teil des Jordan Trail zu gehen. Vor der Ankunftshalle wartet bereits mein Fahrer Ahmed mit dem typischen Kufiya (traditionelles Kopftuch mit Kordel) am Kopf vor seinem Wagen. Er begrüßt mich herzlich und bietet mir den Platz am Beifahrersitz an. Kurz vor Mitternacht erreichen wir meine Unterkunft in Dana, das hoch im Gebirge liegt.

Der erste Tag auf dem Trail

Bevor ich Dana verlasse, stärke ich mich auf der Dachterrasse der Lodge mit Fladenbrot und einer süßen Sesampaste. Schon beim Abstieg spüre ich die Intensität der Sonne und das Gewicht des Rucksacks. Überraschenderweise blühen zwischen den trockenen Sandfelsen exotische Gewächse. Auch einige schattenspendende Bäume finden sich hier. Diese grünen Oasen in den Bergen nennen sich Wadis und sind meist ausgetrocknete Gebirgsbäche, nur im Winter führen sie Wasser. Auf dem Weg treffe ich noch einen Hirten, der mich auf einen Tee am Lagerfeuer einlädt. Bald danach wechselt die Landschaft vom blühenden Tal in eine trockene Steinwüste. Mein Zelt schlage ich am Eingang zu Wadi Ghuweir auf. 

Ein Tag in Wadi Ghuweir

Am nächsten Morgen sitze ich mit meinem Frühstück vor dem Zelt und beobachte am steilen Berghang eine Herde Ziegen beim Grasen. Ich beschließe, den Tag im Wadi Ghuweir zu verbringen. Dieses Wadi führt das ganze Jahr Wasser und entspringt tief im Gebirge. Je weiter ich in das Gebiet vordringe, desto mehr Felsen muss ich überklettern. Links und rechts von mir wachsen Dattelpalmen in den Felsnischen. Es ist wie in einem Abenteuerroman. Stunden später fülle ich meine Wasserflaschen mit Wasser aus dem Bach für die nächste Etappe, bevor ich mich ins Zelt schlafen lege.

Verloren in der Wüste

Zum Glück habe ich vor der Reise die Wanderkarte in meine App geladen, denn schon nach wenigen Metern verliert sich der Pfad im Sand. Eigentlich hätte ich nach zwölf Kilometern Camp Malaga, ein Beduinencamp, erreichen sollen. Stattdessen verkrieche ich mich im Schatten eines dürren Strauches. Anscheinend habe ich das Camp verpasst. Ich prüfe nochmals meine letzten Wasserreserven und beginne den Aufstieg ins Gebirge. Hier finde ich einen fast ausgetrockneten Bach. Gierig sauge ich mit meinem Wasserfilter das brackige Wasser aus den stehenden Pfützen. Auf der Bergspitze angekommen, blicke ich auf eine atemberaubende Felslandschaft herab. In der Ferne sehe ich grüne Büsche, die sich durch das Tal schlängeln. Dort finde ich dann endlich fließendes Wasser und einen Platz, wo ich mein Zelt aufschlagen kann.

Essen bei den Beduinen

Der Weg ist nun besser markiert. Trotzdem verlaufe ich mich und stehe plötzlich in einer Höhle, wo Hirten ihr Lager aufgeschlagen haben. Hilfsbereit deuten sie mir den richtigen Weg und wollen, dass ich zum Tee bleibe. Da die Zeit drängt, winke ich dankend ab. Ich klettere zwischen Felsbrocken, navigiere durch Schluchten und wandere durch Blumenfelder, die nicht in diese trockene Berglandschaft passen wollen. Auf der Strecke stoße ich auf ein Beduinencamp, wo man mir Wasser verkauft und Essen anbietet. Ich stimme zu, und der Familienvater führt mich in ein offenes Zelt. Weil wir nicht dieselbe Sprache sprechen, verständigen wir uns mit Händen und Füßen, bis mir seine Tochter das Essen bringt. Frisch gestärkt trete ich die letzten 15 Kilometer meiner heutigen Etappe an. Am Ende erreiche ich „Little Petra“, eine historische Felsstätte, in der noch heute Menschen in den Felsnischen wohnen. Dort gabelt mich ein Einheimischer auf, der mir eine Unterkunft, Essen und eine Dusche für wenig Geld anbietet.

Wilde Esel

Mein Ziel ist Petra, die legendäre Wüstenstadt. An einer Weggabelung begegne ich einer rundlichen Frau auf einem Esel. Sie ist Händlerin und selbst gerade auf dem Weg nach Petra. Ich darf sie begleiten. Ein wildes Eselfohlen und seine Mutter wollen sich unserer Karawane anschließen, aber die Händlerin verscheucht kurzerhand die beiden Wildtiere. Irgendwann trennen wir uns und ich erreiche in Felsen gehauene Steinstiegen: die alte Handelsroute nach Petra. Nach insgesamt 90 Kilometer erreiche mit Blasen an den Füßen das Felsenkloster Al Deir und damit den Eingang zu Petra. Ich verbringe noch den ganzen Tag hier. Anschließend beziehe ich ein Zimmer in Musa. Dort erhole ich mich von den Strapazen bei ausreichend Wasser und vielen guten arabischen Speisen.

Tipps & Infos

Jordanische Touristeninformation
de.visitjordan.com
Jordan Trail Seite
jordantrail.org/about

Wander- und navigationsapp
Alltrails: Wandern und Radfahren, erhältlich in den diversen App Stores.

Text und Bild: Susanne Posch

Ein Artikel aus der Camping Revue 6/2023.
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