Wadis, Wüste, Weihrauch

Im Dachzelt durch die endlose arabische Wüste Omans.
© Norbert Eisele-Hein
Nur sieben Flugstunden von Deutschland offenbart Oman im Südosten der arabischen Halbinsel einen Traum aus 1001 Nacht. Goldene Sanddünen, saftig grüne Oasen, bis zu 3000 Meter hohe Bergketten und unendliche, vollkommen unberührte Strände – ein Paradies für Aktivreisende mit besten Bedingungen für Wildcamper. 

Obst, Oasen und Offroad-Abenteuer

Zugegeben, auch wir haben Obst gemopst. Trotz der unübersehbaren Verbotsschilder. Nach ein paar Stunden Fahrt durch die staubige Wüste, später über felsige Gebirgspisten, die über eine jähe Rampe bis auf 2000 Meter über dem Meeresspiegel nach Wakan führen, einen Gebirgswall überwinden, als führe man eine Sprungschanze verkehrt herum hinauf, taucht inmitten dieser unendlichen Schattierungen von Grau eine blühende Palmenoase auf. Von den Bäumen wachsen einem Aprikosen, Kirschen und Granatäpfel quasi in den Mund. Verzeihung, aber angesichts solch paradiesischer Verlockungen war der Sündenfall vorprogrammiert. 
Aber alles der Reihe nach. Nachdem wir in Muscat bereits im Flughafen völlig unkompliziert unseren Nissan Patrol 4x4 mit Dachzelt übernahmen, ging es zunächst am Wendekreis des Krebses über Seeb nach Barka und später hart südlich Richtung Nakhl und hoch nach Wakhan. 

Zwischen Schluchten und Souqs

Nächstes Ziel – das Wadi Bani Awf, auch bekannt als Snake Canyon. Der Canyon mäandert förmlich zu Tal und sieht aus der Vogelperspektive aus wie eine Schlange, daher stammt wohl der Name, der natürlich aufhorchen lässt. Wir kraxeln über kleine Wasserfälle, Rutschen über Rinnen. Zwischen den über 100 Meter hohen teilweise überhängenden Steilwänden fühlen wir uns winzig. Ein größerer Pool, der in einer Art versteinerten Kathedrale mündet markiert unser Ziel. Ein großartiges Canyoning. 

Die weitere Strecke hoch zum Wolkendorf Balad Seet fordert die volle Bodenfreiheit unseres Nissans und etwas 4x4 Expertise. Dafür beschert sie Abenteuer pur mit bestem Autokino. Die urigen Bergdörfer kleben regelrecht an den Hängen. Auch hier vollbringt die kluge Irrigation des Quellwassers wahre Wunder. Lässt saphirgrün-strahlende Weizenfelder gedeihen, nährt ausgedehnte Palmenhaine. Unser Ziel für heute: Hat. Eine kleine Ansiedlung am Klippenrand dieser Bergwelt. Der Tiefblick von 2000 Metern Seehöhe überwältigt. Unzählige, wie endlose Sägeblätter sich erstreckende Bergkämme und gewaltige Canyons reichen bis zum Horizont. Heute ist zudem Nationalfeiertag. Somit ist diese Panoramakante komplett mit omanischen Campern überfüllt. Ausflügler mit Baumarktzelten, die lautstark im starken Wind flattern, aber auch amerikanische Luxuscaravans mit maximaler Ausstattung parken möglichst nah am jähen Abgrund. Überall wird gegrillt, gefeiert, gesungen. 

Über Al Hamra und Taruf steuern wir ostwärts nach Nizwa. Das große Fort mit seinem unglaublich fetten Wehrturm ist schon von weitem sichtbar. Im Labyrinth des Suqs, dem verschachtelten, gedeckten Markt gibt es alles, was das Herz begehrt: brokatverzierte Gewänder für die Damen, Werkzeug für die Männer, quietschbuntes Spielzeug für die Kinder. Besonders fotogen sind die kunstvoll aufgeschichteten Gewürzhaufen und getrockneten Kräuter der Händler. Am Rande der Burg bieten Gold- und Silberschmiede filigran gearbeiteten Schmuck und prächtig verzierte Khanjars, omanische Krummdolche, an.

Ab in den Süden

Auf den Straßen 33 und 32 lenken wir südwärts. Erfahren einen dramatischen Landschaftswechsel. Nach fünf Stunden tauchen erste Kamelherden am Wegesrand auf. Werfen lange Schatten in der Sonne. Auch Kamelwarnschilder häufen sich. Gelegentlich sehen wir die Tiere auch handlich vertäut auf Pick-ups, wie sie beim Überholen stoisch in die Landschaft blicken. Wir wollen heute noch die Sugar Dunes bei Al Khaluf erreichen. So weiße Dünen, die schon fast an verschneite Tiroler Skihänge erinnern, wollten wir unbedingt mal sehen. Und in der Tat, die schneeweißen Sandhügel erstrecken sich über ein riesiges Areal bis direkt an den Bilderbuchstrand. Unglaublich, vollkommen unberührter, endloser weißer Strand und badewannenwarmes tiefblaues Wasser der arabischen See. In anderen Ländern stünden hier längst Hotels und Restaurants, zumindest ein Eisverkäufer. Gäbe es einen Nationalpark mit Eintrittspreis. Wir teilen uns diesen Kosmos aus strahlend-weißen Zuckerhaufen mit gerade mal zwei weiteren Campern. Wer genug Proviant und vor allem Süßwasser dabeihat, der kann hier eine perfekte Robinsonade drehen. 
© Norbert Eisele-Hein
Reisebericht Oman - Weinrauchfass im
                           Riyam Park in Muscat
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Oman
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Reisebericht Omar Sur Brücke in Landesfarben
                           beleuchtet
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Reisebericht Oman Dünen der
                           Rub al Khali Wüste Nördlich von Dhofar
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Reisebericht Oman
                           Al Fazajah Beach im HIntergrudn das Jabal al Qamar Gebrirge
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Reisebericht Oman Wüstenschiff auf Pick-up
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Reisebericht Oman bei Salalah
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Reisebericht
                           Oman Al Fazajah Beach im Hintergrund das Jabal al Qamar Gebirge richtung Jemen
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Reisebericht Oman Klettersteig bei Jabal Akdhar
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Reisebericht
                           Oman Omani Kids beim Schuleschwänzen in einem Straßencafe bei Salalah
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Reisebericht Oman in der Nähe von Fins Beach
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Reisebericht Oman Pause bei Thumrait Salalah
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Reisebericht Oman Stellplatz an der Felskante
                           bei Hat
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Reisebericht Oman Fischer bei Ash Shab
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Reisebericht Oman Auffahrt nach Wakan
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Reisebericht Oman Sur
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Reisebericht Oman Oase Wakan
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Reisebericht Oman typischer gegenverkehr
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Reisebericht Omand Sugar Dunes bei Khaluf

Von Sandstränden zu Marmorboulevards 

Wir machen einen gewaltigen Satz nach Sur. Das malerische Städtchen erfreut sich einer reichen maritimen Vergangenheit. Im sechsten Jahrhundert war Sur ein wichtiger Handelshafen und diente als Brücke zwischen der Arabischen Halbinsel, Indien, Südostasien und Afrika. Die felsige Küste zurück nach Muskat wird immer wieder von kleinen Sandstränden unterbrochen. Rummel á la Rimini? Fehlanzeige. Hier können sich Camper überall ihren Privatstrand aussuchen – gebührenfrei. 

Bei unserer Stadtrundfahrt durch die Kapitale Muscat kommen wir aus dem Staunen kaum heraus. Das Mutrah Fort mit seinen zinnenbewehrten Wällen zeigt das traditionelle Oman. Das Regierungsviertel mit dem Sultanspalast Al Alam und dem Finanzministerium feiert die architektonische Neuzeit, aber mit islamischer Ornamentik. In den prächtigen Bogengängen und glattgewienerten, äußerst prunkvollen Marmorboulevards spiegelt sich sogar unser Camper eins zu eins. Im Riyam Park setzt ein riesiges, stilisiertes Weihrauchgefäß, das wie ein überdimensionales Ufo über der Hügelanlage schwebt, ein weithin sichtbares, kulturelles Bekenntnis zur Weihrauchkultur dieser Ecke der Welt. 

Szenenwechsel: Um Zeit zu sparen fliegen wir nach Salalah in den Süden. Leider musste unser gebuchtes Fahrzeug kurzfristig in die Werkstatt. Aber der Verleiher hat einen Plan B, den wir kaum abschlagen können. Er gibt uns seinen Toyota Tundra mit 5,7 Liter Maschine und einem V 8 Motor. Einverstanden. Innen sieht es zwar aus wie bei Hempels, aber das Dachzelt ist top, Sandbleche, Dusche, extra Kompressor. Einverstanden. 

Im Herz der Dünen

Salalah, die größte Stadt der Region Dhofar und Geburtsort des ehemaligen Sultans Qabus, spielte im 13. Jahrhundert eine zentrale Rolle im Weihrauchhandel. Im Weihrauchmuseum „Land of Frankincense“ sehen wir, warum die Region eine der wenigen auf der Welt ist, in der der Weihrauchbaum (Boswellia sacra) natürlich gedeiht. So steuern wir gut vorabinformiert zum Wadi Dakah mit seinen riesigen Feldern voller Weihrauchbäume, längst UNESCO-Weltnaturerbe. Kaum zu glauben, dass die winzigen Harztropfen dieser Bäume jahrhundertelang über Wohl und Wehe entschieden und immensen Reichtum bescherten.

Die Hauptattraktion aber ist und bleibt die Wüste selbst. Über die Kamelzuchtstation einer Beduinenfamilie, mitten im Nichts, wo weiße und schwarze Kamele für die Fleisch- und Milchwirtschaft gezüchtet werden, steuern wir etwas südlich in die Dünen von Thumrait. Diese betörend schöne Wunderwelt der Dünen gehört uns ganz allein. Die Ausläufer der Rub al-Khali-Wüste, auch das „Leere Viertel“ genannt, umfassen den gesamten nördlichen Teil von Dhofar. Die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt beeindruckt mit bis zu 250 Meter hohen Dünen und endlosen Weiten. Die Sandberge sind hier zwar nicht zuckrig weiß, sondern eher goldgelb, eignen sich aber ebenso perfekt für Allradspiele mit der Schwerkraft. 

Letzte Wellen, letzte Sterne

Über das von Thermalquellen gespeiste Wadi Darbat mit seinen Wasserfällen und Schwimmteichen folgen wir einer epochalen Bergroute in den Westen - Richtung jemenitischer Grenze. Ab Mughsail Beach reihen sich menschenleere Katalogstrände aneinander. Wir treffen nur eine Handvoll Fischer, die ihre Lobsterreusen einholen. Im Hintergrund steigt das Jabal al-Qamar – Gebirge wie eine Bastion aus dem Meer, wirkt mit bis zu 1400 Metern Seehöhe absolut unüberwindbar. Die Berggipfel sind das Reich des nubischen Steinbocks und des arabischen Leoparden. Die Passstraße durch diesen Wall ist ein Meisterwerk. Am Al Fazayah Beach klappen wir zum letzten Mal das Dachzelt auf. Werfen uns ein letztes Mal in die Brandung. Zählen ein letztes Mal beim inflationären Sternschnuppenhagel mit, ehe uns die die seltsam schnurrenden Gurgellaute der Kamele, die übrigens auch gerne mal im Meer baden, in den Schlaf wiegen. Argh, unseren Toyota Tundra verabschieden wir höchst ungern. Norden und Süden des Oman haben uns restlos begeistert. Einzig - im Norden konnten wir besser Obst klauen. 


© Norbert Eisele-Hein
Reisebericht Oman Mughsail Beach Lobster Fischer
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Reisebericht Oman Suq von Salalah Gewürzhändlerin
© Norbert Eisele-Hein
Reisebericht Oman A Nizwa mit dem großen Wehrturm

Über Oman

Rund sieben Flugstunden von Deutschland entfernt tauchen Reisende im Sultanat Oman in eine Welt von 1001 Nacht ein: Einst spielte das Land am Indischen Ozean eine Schlüsselrolle für die Entwicklung der Seewege und im Handel zwischen Asien, Ostafrika und Europa; heute wird das reiche kulturelle Erbe um moderne, nachhaltige Aspekte erweitert. Besucher können sich auf über 5.000 Jahre Geschichte, fünf UNESCO-Weltkulturerbe- und viele kulturelle Stätten wie das imposante Royal Opera House oder die Sultan Qaboos Grand Mosque in der Hauptstadt Maskat freuen. Der über 3.000 Kilometer lange Küstenstreifen beherbergt Traumstrände für diverse Wassersportmöglichkeiten, dramatische Klippen sowie markante Aussichtspunkte, um Meeresbewohner wie Delfine, Wale und Meeresschildkröten zu beobachten. Das massive Hajar-Gebirge hingegen durchzieht das Landesinnere: Mit 3.075 Metern ist Jabal Shams der höchste Berg auf der Arabischen Halbinsel; der Jabal Akhdar hingegen besticht mit seinen hängenden Gärten. Üppige Oasen, versteckte Wadis und riesige Sanddünen – Oman ist ein Traumziel für Camper. 

Anreise:

Oman Air, die nationale Fluggesellschaft mit Sitz in Maskat, bietet internationale und nationale
Nonstop-Flüge an (ab Deutschland Direktflüge von München und Frankfurt, aus der Schweiz
Direktflüge ab Zürich). Die wichtigsten Flughäfen in Oman sind Muskat, Salalah, Duqm und
Khasab. www.omanair.com. Andere Airlines wie beispielsweise Qatar Airways, Turkish Airlines und Emirates bieten Verbindungen mit Zwischenstopp an. Salam Air, die Billigfluggesellschaft des Sultanats, fliegt von Maskat nach Salalah, Doha, Dubai und Istanbul. www.salamair.com

Einreisebestimmungen:

Der Reisepass muss bei der Einreise nach Oman noch mindestens sechs Monate gültig sein.
Weitere Informationen zum Visum auf der Website der Royal Oman Police: evisa.rop.gov.om

Währung:

Der Omani Rial (OMR) ist in 1.000 Baizas unterteilt. Wechselkurs: 1 Omani Rial = zirka 2,50 Euro.

Banken/Wechselstuben:

Oman hat generell ein sehr gutes Bankennetz. Viele Geldautomaten akzeptieren die meisten
internationalen Bankkarten. Kreditkartenzahlungen werden in Geschäften, in Einkaufszentren
und von den meisten Verkäufern in den Souks akzeptiert. Wechselstuben gibt es in den Stadtzentren,
internationalen Hotels und den Souks.

Beste Reisezeit:

Oktober bis Anfang Mai, mit Temperaturen zwischen 25 und 35 Grad Celsius. Die nördliche Region hat fast das ganze Jahr über Sonnenschein, während der Monsun den südlichen Teil, Salalah und Dhofar von Juni bis September beeinflusst.

Zeitzone:

UTC +4. In Oman gilt das ganze Jahr über die Golfstandardzeit.

Ländervorwahl

00 968 + Ortsvorwahl (24 für Muskat).

Veranstalter und Fahrzeugverleih:

Komplett organisierte Campingreisen für Selbstfahrer mit 4x4: www.nomad-reisen.de/oman/individual/dachzelt/suedoman/
Komplette Tourenpakete mit 4x4 oder nur das Fahrzeug mit Dachzelten bieten auch die lokalen Anbieter: www.offthemapoman.com und www.my-oman.de/fahrzeuge-mit-dachzelt/
Luxuriöse Anhänger und große Wohnmobile bietet: www.omanmotorhomes.com 

Wer in die Wadis, zu den Bergpisten und auf die Dünen will, benötigt ein Allrad-Fahrzeug und am besten auch etwas Erfahrung im Umgang damit.
Wo schlafen: Fast überall, es gibt kaum offizielle Campingplätze, weil Oman das gelobte Land für Wildcamper ist, es gibt nur äußerst selten Beschränkungen.
Reiseführer: Peter Franzisky, Kirstin Kabasci: Reise Know-How, Oman. Top recherchiertes, opulentes Werk, sehr hilfreich, 24,90 €.
Landkarte: Reise Know-How, Oman, wasser- und reißfest, Maßstab 1:850000, ermöglicht einen guten Überblick.

Text und Bild: Norbert Eisele-Hein


Ein Artikel aus der Camping Revue 6/2025.

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