Eine Campingreise nach Masuren

Das Land der tausend Seen
© Angelika Mandler-Saul
Der Nordosten Polens entpuppt sich als ein Natur- und Tierparadies, das im Frühling noch herrlich ruhig zum Campen einlädt.
Zuallererst: Wir fahren nach Masuren, nicht „in die Masuren“, wie man oft umgangssprachlich vernimmt. Dann nämlich würde man – rein theoretisch – in eine Gruppe der hiesigen Einwohner donnern. Masuren ist die idyllische Seenregion in Nordostpolen, die in unseren Ohren exotisch weit entfernt klingt, aber von Ostösterreich aus etwas näher als Livorno liegt.  

Die Anreise in die masurische Seenwelt
Für uns Weinviertler ist die polnische Grenze sogar näher als Salzburg. So sind wir in kaum drei Stunden bereits in Polen: Dennoch empfiehlt sich bei Anreise mit dem Womo zumindest eine Übernachtung unterwegs. Wir lieben es naturnah und kommen so im „Fuchsloch“ unter: Ein Stellplatz mitten auf dem Gelände des Bauernhofs Siedlisko Lisia Nora, auf dem Hunde herzlich willkommen sind. Auf der Fahrt zum Niegocin See bekommen wir schon mal einen frühlingshaften ersten Eindruck von der Weite der polnischen Landschaft in Masuren: Raps und Flieder blühen und duften durchs Fenster in den Camper – noch nie haben wir so gigantisch große Rapsfelder gesehen. Die langen masurischen Alleen werden uns ebenfalls zwei Wochen lang begleiten. Jetzt im Mai ist in Masuren noch angenehm ruhige Vorsaison, erst im Hochsommer werden die Campingplätze wirklich voll. Masuren nennt sich gern das „Land der 1000 Seen“, was nur eine liebevolle Untertreibung sein kann, denn es gibt sogar über 3000 Seen, Kanäle und Flüsse – und das in sieben verschiedenen Seenplatten. Viele historische Kanäle sind miteinander verbunden und führen teils bis zur Ostsee. Am Campingplatz Echo bekommen wir einen Platz ganz vorne am Wasser: Nach unserem ersten Bad in einem masurischen See stoßen wir mit dem lokalen Zubr-Bier an: Ein Bauer hat uns direkt am Platz frisch geräucherten Fisch, Brot und köstlichen Striezel („Struzeli“) verkauft. Nach einem Schwätzchen im deutsch-polnischen Kauderwelsch mit ihm schlagen wir sofort zu und bereuen es nicht.  

Gegensätze: Touristenhochburgen und Natur pur
Die beliebte Stadt Mikołajskie liegt pittoresk zwischen zwei Seen und ist auch schon im Mai gutbesucht: Von hier starten die Bootsrundfahrten der Weißen Flotte am Mikołajskie See, der wiederum in den großen Śniardwy See mündet. Ebenso viel los ist bei den Ausflugsbooten in Giżycko (dt. Lötzen) am Niegocin See – wir aber sind auf der Suche nach Natur, Tieren und Wasser ohne Trubel. Die Elche, die hier durchaus verbreitet sein sollen, bekommen wir nicht zu Gesicht, obwohl es in Polen die größte Elchpopulation Europas gibt. Dafür sehen wir Füchse und beobachten in den Naturparks Höckerschwäne, Kraniche und Kormorane. Und wir können uns nicht sattsehen an den Storchenpaaren neben der Straße und auf den Schornsteinen, irgendwann hören wir zu zählen auf. Ganz still bis auf Vogelgeflatter ist es auch während unserer Kajak-Tour auf dem Flüsschen Krutynia im gleichnamigen Naturreservat. 

„Frühling in Masuren: Jeden Tag in einem anderen See schwimmen und ganz nah am Wasser campen.“ 
© Angelika Mandler-Saul
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Der Święcajty-See für uns allein: Am Camping Rusałka sind wir die einzigen Gäste. © Angelika Mandler-Saul
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Auch das Grand Hotel in der belebten Kurstadt Sopot an der Ostsee erinnert an Opatija. © Angelika Mandler-Saul
Camping an Seen, Flüssen und Kanälen
Neben den Störchen begleiten uns die historischen Wassertürme von See zu See, von Campingplatz zu Agriturismo. Noch sind die Campingplätze fast leer, überall stehen wir direkt am Wasser und können somit jeden Tag in einem anderen See baden. Ein einsames Lagerfeuer am Campingplatz Rusałka am Święcajty See, ein Sprung in den flaschengrünen Ukielsee, der an den Altausseer See erinnert, oder gemeinsames Plantschen mit dem Hund am naturbelassenen Druglin See am Agro Sidliesko Rozyńsk. Besonders schön mit täglichem Storchenbesuch und Ausblick auf die Kormoran-Kolonie stehen wir am Camping Seeblick am Salęt Mały See an der Mrągowo-Seenplatte. Und als wir es am wenigsten erwarten, stoßen wir auf eine Herde von Przewalski-Pferden, die neben der Landstraße neugierig unseren Campervan beäugen. Die stillste Nacht verbringen wir am Dargin See im Camping Park Sonata unter hohen Birken: Nur die Rufe der Käuzchen und das Röhren der Hirsche ist zu vernehmen, auf den versprochenen Elch warten wir leider auch hier vergeblich.  

Agrocampings sind in Masuren bereits reichlich vorhanden, wenn sie auch nicht perfekt organisiert sind. Man verständigt sich mit Händen und Füßen sowie Übersetzungs-Apps und reserviert per WhatsApp. Die polnische Sprache mit ihrer komplizierten Aussprache bleibt uns bis zuletzt ein Rätsel. Ein Highlight neben den glasklaren Seen sind auch die masurischen Kanäle, wobei der Oberländer Kanal am spektakulärsten abschneidet. Auf einer Strecke von 10 Kilometern müssen Schiffe hier einen Höhenunterschied von knapp 100 Metern mittels mobiler Bootswagen- Plattformen überwinden. Beim historischen Augustów Kanal wiederum unternehmen wir eine Bootsfahrt am Necko See und passieren dabei ein Palasthotel, das uns an die Hotels am Lungomare in Opatija erinnert. 

Die schönsten Städte bis zur Ostsee
Immer wieder treffen wir auf Nikolaus Kopernikus – an ihm kommt man in Masuren nicht vorbei. Im hübschen Olsztyn (dt. Allenstein) hat er als Domherr in der Ordensburg gearbeitet, in Frombork (dt. Frauenburg) ist er begraben und im wunderschönen Toruń (dt. Thorn) an der Weichsel wurde er geboren. Sopot und Gdánsk (dt. Danzig) lassen wir uns auf der Weiterreise an die Ostsee ebenfalls nicht entgehen. Nach zwei Wochen Masuren-Idylle ist Danzig fast ein Zivilisationsschock, dennoch genießen wir unseren Spaziergang durch die perfekt restaurierte City, am Fluss Motława (dt. Mottlau) entlang und die kurze Fahrt mit der Tram bis zur Danziger Werft. Unser Kastenwagen steht einstweilen auf dem Campingplatz in Stogi, von dort führt die Tram bis zum Danziger Hauptbahnhof. Nach der Citytour sind wir froh, dass wir in Stogi auch gleich an den Strand gehen können: die Ostsee. Die letzten Tage beschließen wir im Urlaubsort Chłapowo auf dem Campingplatz Alexa, der auf den Klippen über den langen weißen Sandstränden der Ostsee liegt. Masuren hat uns einen unvergesslichen Camping- Roadtrip beschert und wir sind uns sehr, sehr sicher: Dort waren wir auf keinen Fall zum letzten Mal. 
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Eine gemächliche Kanufahrt auf der Krutynia gehört zu Masuren. © Angelika Mandler-Saul
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Danzig: An jeder Ecke der Stadt bieten sich uns noch schönere Einblicke. © Angelika Mandler-Saul
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Im entzückenden Olsztyn gehen wir ins Kaffeehaus und fühlen uns ein wenig wie daheim. © Angelika Mandler-Saul
Tipps & Infos
Weiße Flotte
zeglugamazurska.com.pl

Polen Tourismus
polen.travel/de-at
polandsoultravel.com
mazury.travel/de

Camping- und Stellplätze auf unserer Tour:
Fuchsloch am Bauernhof
siedliskolisianora.pl

Camping Łoś
facebook.com/campinglos

Camping Echo
campingecho.pl

Camping Rusałka
rusalka.cmazur.pl

Camping Seeblick
facebook.com/camping.seeblick.5

Camping Park Sonata
masuren24.info

Agro Siedlisko Rozyńsk
e-turysta.de/siedlisko-rozynskagroturystyka-kempingrozynsk-181141.html

Agrocamping Olsztyn
agro-olsztyn.business.site

Camping Gdansk Stogi
camping-gdansk.pl/de

Camping Alexa, Chłapowo/Ostsee
alexa.gda.pl
Text und Bild: Angelika Mandler-Saul

Ein Artikel aus der Camping Revue 2/2024.
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